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    Jan Saudek und Benedikt Taschen

    Ja zugegeben, 2020 war echter Mist. Trotzdem hatte ich im August die Gelegenheit Prag zu besuchen. Zusammen mit meiner Herzdame war ich, zwischen den tschechischen Lockdowns, für eine wunderbare Woche in einer der schönsten Städte Europas. Das i-Tüpfelchen war allerdings eine Ausstellung von Jan Saudek.
    Mit Sicherheit ist Saudek einer der berühmtesten Fotografen der tschechischen Republik. Seine Werke die immer wieder zwischen Pornographie und Familienporträt changieren sind ganz sicher nicht Jedem geheuer. Als echter Fan bin ich wohl auf vieles gefasst gewesen als ich das Gebäude betrat, nicht aber auf die Ausstellung selbst.
    Jan Saudek hat zum ersten mal 1963 ausgestellt. Seit dem gab es mehr als 400 Ausstellung, seine größte bis dahin Retrospektive war 1998 im Bergamot Station Center in Los Angeles. 2020, in seiner Heimatstadt Prag, steige ich über eine knarzende Holztreppe auf den Dachboden der Malostranská Beseda, dem ehemaligen Rathaus auf der Kleinseite.
    Hier hängen seine berühmtesten Aufnahmen zusammen mit unveröffentlichten Werken, unprätentiös an Angelschnüren von Balken und kahlen Wänden. Einfache Bilderrahmen mit dem anhaftenden Geruch von Flohmarktkisten überall aufgehängt wo gerade Platz war. Beaufsichtigt wird die Schau von einem barfüßigen Studenten, zusammen mit einem schlafenden Hund, der neben dem Dachbodenaufgang an einem Holztisch sitzt und einen zerfledderten ScienceFiction-Roman liest. Weder Eintrittskarten noch ein Begleitband zur Ausstellung, stattdessen eine Geldkassette ohne Wechselgeld und Postkarten als Souvenier.

    Irgendwo auf diesem Dachboden hingen auch zwei mir unbekannte Bilder aus der Serie “Good bye Jan” entstanden irgendwann um 1993. Aufgenommen natürlich in seinem legandären, teils verwahrlosten, Studio/Wohnung/Atelier. Und eben dort hat Jan Saudek den Namen “Benedikt Taschen” an die Wand geschrieben:

    Das Foto macht schon deutlich, dass kein Wert auf entspiegeltes Galerieglas gelegt wurde. Ehrlicherweise denke ich, es waren einfache Dokumentenrahmen…
    Erst beim zweiten Hinschauen ist mir der Schriftzug aufgefallen. Warum Saudek bereits Anfang der 90er, also erst kurz nach dem Fall des eisernen Vorhangs, den Namen des Kölner Verlegers und Sammlers an die Wand schrieb bleibt rästelhaft.

    Ich habe über den Flagship-Store in Köln angefragt, ob der Umstand bekannt sei. Das Management war ebenso überrascht wie ich, versprach aber, das ganze an die persönliche Assistent von Herrn Taschen weiterzuleiten.
    Sollte sich von dort jemand melden werde ich das hier bekannt geben.

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    Und es ward Licht

    Dauerlicht ist für jeden Anfänger in der Fotografie wahrscheinlich die Einstiegsdroge.
    Sets sind bei Amazon schon für kleines Geld zu haben und die Qualität ist wirklich ausreichend fürs erste Jahr. Mit meinen ersten beiden Softboxen habe ich Shootings veranstaltet bis sie auseinander gefallen sind. Der einzige wirkliche Nachteil ist, dass man sich höchstens eine Kabeltrommellänge von der nächsten Steckdose entfernen kann.

    Und so kommt einem zwangsläufig der Gedanke an Blitze in den Sinn. Und so schnell wie er kommt geht er auch wieder, wenn man die Preise der Marken-Originale sieht.
    Wenn man nun lange genug darauf herumgedacht, und die als Kritik getarnten Ausreden der Lernmuffel ignoriert hat (Stichwort: Blitzlook), landet man mit Sicherheit bei den Drittherstellern wie Neewer, Godox oder Yongnuo. Deren Aufsteckblitze gibt es schon für 10-50% (!) der Originale, und ehrlich geagt kenne ich nicht einen einzigen professionellen Fotografen, dem der Markenname diesen Aufpreis wert wäre.

    Zum entfesselten Blitzen fehlt aber noch ein entscheidendes Element, nämlich der Funkauslöser. Und passend zum Sender für die Kamera natürlich je ein Empfänger für jeden Blitz. Spätestens hier sollte man sich genau überlegen für welches System man sich entscheidet, muss/möchte man in 2 Jahren vielleicht noch einmal nachkaufen.
    Mir machte das die Entscheidung leicht. Ich bin recht schnell bei Yongnuo gelandet, da hier die Funkemfänger bereits in den Blitzen eingebaut sind. Der größte Nachteil, wenn man bei den Chinesen kauft, ist der mangelnde Support. Es gibt praktisch keinen. Englische Anleitungen sind grob mit dem Google Translator übersetzt, Vertriebspartner gibt es in Europa nicht, selbst Internetseiten sind offline oder die Domain steht zum Verkauf. Es hat mich also ein paar Rücksendeaufträge bei Amazon gekostet um herauszufinden, dass nicht jeder Blitz mit jedem Fernauslöser funktioniert:

     

    Canon/Nikon Blitz- und Funkauslöser YN560-TX II funktioniert für:

    • YN560 III & IV
    • YN660
    • YN968N
    • YN860Li
    • sowie RF-602, RF-603, RF-603 II, RF-605

     

    Der Canon/Nikon (E-)TTL Blitz- und Funkauslöser YN-E3-RT II funktioniert für:

    • YN600EX-RT (II)
    • Canon 600EX-RT

     

    Der YN-622N-TX i-TTL (Nikon), bzw der YN-622C-TX E-TTL (Canon) erbeitet jeweils nur mit seinen Empfansmodulen:

    • YN622N II (Nikon)
    • YN622C II (Canon)

    zusammen, hier jedoch mit der gesamten i-TT, bzw E-TTL Unterstützung.

    Ich muss zugeben, dass ich dir Produktlinien von Yongnuo nicht verstehe. Von den Produkten bin ich allerdings sehr angetan, sowohl die Blitze wie auch der YN360 III LED-Stableuchte oder dem 35mm/2.0. Solltet ihr zu einem dieser Produkte eine Frage haben, lasst es mich wissen.

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    Dummheit und Schönheit

    Charles de Gaulle hat einmal erklärt, es gäbe eine Zeit im Leben einer Frau, in der sie auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit sei…, eine Phase die bedauerlicherweise nur 2 Wochen andauere.

    Wie kann die Stimme Frankreichs, Vater der 5. Republik, nur etwas so Dummes behaupten? Immer wieder höre ich Männer über die Schönheit der Frauen fabulieren, als hätten sie auch nur das Grundlegenste begriffen.

    Meine Sicht darauf ist ebenfalls die eines Mannes, wie könnte ich auch anders. Aber ich erlebe Frauen dann in ihrer Blüte, wenn sie sich selber schön fühlen. Unabhängig von Alter und Form oder Erwartungen. Hört sich schon sehr nach Frauenversteher an, das ist mir klar. Aber erstens sollte “Frauenversteher” genau wie “Gutmensch” kein Schimpfwort sein, und zweitens hat es mit dem Verstehen nicht sehr viel auf sich. Sonst wäre es mir vielleicht möglich, Bilder von Frauen zu machen wie andere Frauen das tun.
    Was “schön” ist muss letztendlich jemand anderes entscheiden, ich will das nicht. Aber wer kann das? Eine Person die viele als hässlich bezeichnen,  hat vielleicht eine Beziehung oder ist verheiratet… Es gibt also offenbar jemanden, der sie liebt, begehrt und schön findet.

    Was schön ist und was nicht, das sollten wir uns also nicht von anderen erklären lassen.

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    Von Mensch zu Mensch

    Um die #metoo-Debatte ist es in letzter Zeit so ruhig geworden, dass ich doch einigermaßen überrascht war, als Harvey Weinsteins Verurteilung bekannt gegeben wurde. Wirklich hineinfühlen konnte ich mich nie in die Debatte. In die Opferrolle nicht, weil ich als Mann ein verschwindend geringes Risiko erlebe, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Und auch die Täterrolle ist für mich so abstrakt und weit weg, dass mir die Motive absolut schleierhaft sind.
    Das Arbeiten mit Models konfrontiert mich aber zwangsläufig mit der Thematik. Und je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt um so mehr Selbstverständliches muss man in Frage stellen.

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    Hochzeitsfotografie II

    Listen… allein wegen der ganzen Listen wäre Hochzeitsfotografie schon nichts für mich.
    Man hat eine Liste mit den “must haves”. Dann hat eine Liste mit dem Ablauf. Eine mit Bildideen. Mit Posen.
    Mit den wichtigsten Leuten, die aufs Bild müssen.
    Irgendwann hat man eine Liste mit Listen.

    Und wenn du echt bedient bist bekommst du eine Liste vom Standesamt. Daran solltet ihr auf jeden Fall denken, denn auch das Standesamt hat Vorgaben.
    Jedes Fotomagazin und jeder Blog rät einem mit den Standesbeamten zu reden. Darauf kommt man auch von alleine. Worauf man nicht direkt kommt sind
    Dinge wie:

    • Das Aufstellen von Stativen während der Eheschließung ist aus Platz- und Sicherheitsgründen in unseren
      denkmalgeschützten Räumen nicht möglich.
    • Fotos bitte nur aus der letzten Bankreihe
    • kein Blitz
    • nur ein Standort
    • gar nicht fotografieren

      oder mein Liebling

    • das Recht am eigenen Bild des Standesbeamten und der Einweiser als Persönlichkeitsrecht ist zu beachten.

    Erfahrene Hochzeitsfotografen werden darüber wahrscheinlich schmunzeln. Mich treibt das ganze wahrscheinlich so lange um bis ich mit dem Standesbeamten gesprochen, oder das ganze hinter mir habe.

    Solltet ihr irgendwann mal gefragt werden ob ihr eine Hochzeit fotografiert, dann denkt bitte daran, dass es für jedes Standesamt und jede Kirche eigene Regeln gibt. Manche sind sinnvoll, manche weniger und manche sind absolut absurd.
    Wie dem auch sei, es wäre sinnvoll diese Einschränkungen nicht erst am Tag der Hochzeit zu entdecken.

    Das sollte auf eure Liste.

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    Clownkotze deluxe

    “Kunst zum Anfassen” Diesen Anstrich gibt sich das Supercandy Pop-Up Museum auf seiner Webseite. Vom Museumscharakter habe ich dort zwar nichts wahrgenommen, aber das erwartet glaube ich auch niemand der dort hingeht. Nein, wer die 2. Auflage der selbsternannten Ausstellung nach dem POP-Up Konzept besucht, bekommt exakt was die Eigenwerbung verspricht:

     

    NEON & BLING BLING & VIEEEEL ROSA FÜR DEINEN SOCIAL MEDIA FEED.
    #supercandymuseum

     

    Die Location richtet sich ganz klar an Influencer und die, die sich dafür halten. Instagrammable eben. 29,- kostet der Eintritt, 2 Stunden darf man dafür die 2000 m² große Location mit seinen 30 Sets nahezu uneingeschränkt bespielen.
    Bild- Nutzungsrechte sind explizit im Ticketpreis enthalten.

    Die Sets sind robust gebaut, man muss keinen Dreck aus den Fotos herausretuschieren und auch für Abwechslung ist gesorgt. Einzig das Thema Rosa zieht sich durch annährend jeden Winkel der Fabrikhalle. Seinen Weißabgleich sollte man dabei im Griff haben, ansonsten werden die Models in ein Schweinchenrosa getaucht welches jede Canon vs. Nikon-Debatte ad absurdum führt.

    Licht ist übrigens ausreichend und in sehr guter Qualität vorhanden. Das Beleuchtungskonzept ist wohl überlegt und wo notwendig stehen Dauerleuchten mit Softbox von Godox oder Wallimex bereit.

    Besonders beliebte Sets erfordern schon mal ein paar Minuten Wartezeit. Ein Besuch zu mehreren ist also schon deswegen vorteilhaft um einen Platz in der Schlange zu reservieren. Ganz allgemein war aber eine angenehme Stimmung vor Ort. Durch das Einlasskonzept, alle 30 min eine Gruppe für 2 Stunden reinzulassen, kam es nicht wirklich zu Gedränge.
    Da die Zeit dort ein limitierender Faktor ist wurden die Umkleidekabinen eher sporadisch genutzt. Die meisten erfahrenen Models zogen sich on Location aus und um. Da es keine Einschränkung der Aufnahmebereiche gibt, oder diese bei der Einweisung zumindest nicht erwähnt wurden, waren Models in Dessous, oder auch ohne, nichts Ungewöhnliches. Wer, wie ich, dort ist um eine befreundete Familie mit minderjährigen Kindern für das Familienalbum zu shooten sollte sowas also souverän handlen können.

    Den Anspruch, in allen Sets shooten zu können sollte man erst gar nicht erheben. Bällepools, Banktresor, Cadillac, American Diner… Plane dein Shooting, shoote deinen Plan. Das erspart Stress und hält die Stimmung hoch.
    Abschließend kann man festhalten, dass das Museum eine reine Fotolocation ist. Szenetypischer Kitsch und Clownkotze sind dort Programm und gut umgesetzt. Wer nach so etwas sucht ist dort gut bedient, man findet gute Shootingbedingungen vor. Die Kosten halten sich im Rahmen, besonders wenn man sie aufgrund der uneingeschränkten und damit kommerziellen Nutzungsmöglichkeit umlegen kann. Dass die Location auf Instagram langsam totgeknipst ist muss dabei aber auch jedem klar sein. Letztes Manko ist, dass die Nachbearbeitung zur Tortur wird wenn man stundenlang auf einen Monitor voller Rosa-, Pink- und Kirschblütentöne starrt.

    Clownkotze deluxe eben.

     

     

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    Die SIGMA days 2019

    Bei den SIGMA days, die in den größeren Stadten der Republik stattfinden, versucht SIGMA Deutschland seine Objektive der potentiellen Käuferschaft näher zu bringen.
    Ich hatte über den Happy Shooting-Podcast davon erfahren und mir eine Karte besorgt. Am SIGMA day hätte ich das ganze nach einer sehr kurzen Nacht fast völlig vergessen.  Meiner Herzdame sei Dank bin ich dann aber doch noch, mit Kamera und sehr kleinen Augen, im Bauwerk Köln aufgelaufen und bin darüber auch sehr froh.

    Für ein Tagesticket bekommt man auf dem SIGMA day eine wunderbare Location. Sigma schleppt das Vollsortiment an Objektiven an, vom Fish-Eye bis zum 1000er Tele. Für alle Kamerasysteme und in ausreichender Anzahl. Die kann man sich an an der Theke ausleihen und testen, sowohl in der Location, aber man kann auch damit verschwinden und Abends wiederbringen. Geiler Scheiß!
    Das Catering ist im Eintrittspreis von 5 Euro mit drin, sehr lecker. Für die Beutelratten gabs Microfasertücher, Gummibärchen und Kugelschreiber.
    Über den Tag verteilt gab es Vorträge und Workshops. Die Vorträge sind im Tagesticket enthalten. Workshoptickets kosten 30 Euro, da ist der Eintrittspreis/das Tagesticket dann aber auch schon inklusive.
    On location liefen Models herum, die einen freundlich ansprachen, ob man nicht Lust hätte ein paar Aufnahmen zu machen. Dazu wurden auch ein paar Sets aufgebaut, also eine Sofalounge, ein weißer Bällepool mit Schwarzlicht usw. So kamen auch schüchterne Fotografen zum Zug. Offensivere Gemüter konnten auf jeden Mitarbeiter zugehen, niemand dort war kamerascheu.
    Vor Ort kann man sich beraten oder eigene Objektive updaten bzw.  kalibrieren lassen. Service und Beratung waren wirklich sehr gut. Man konnte dort NICHTS kaufen. Es kam also gar nicht erst der Verdacht auf, dass jemand einem was andrehen möchte. War echt ne runde Sache, man konnte sich mal 10.000 Euro an die Kamera schrauben, mit professionellen Models Bilder machen und ne kurze Nacht mit jede Menge gratis Espressi ausgleichen. Mit ein oder zwei Bekannten hinzugehen macht bestimmt mehr Laune, aber kann man ja beim nächsten Mal versuchen.

    Ich hatte mir einen Workshop von Frank Jurisch gegönnt, der in runden 2 Stunden über People-Fotografie, sein Equipment und seine Licht-Setups gesprochen hat.
    Mit einer wunderbaren Lidia Savoderova als Model gab es ein Making of toller Porträts. Es wurde einmal mehr klar, dass wir doch alle nur mit Wasser kochen und vor allem Erfahrung und Fantasie gute Bilder machen, nicht das Equipment.

     

    So ganz ohne GAS bin ich dann aber doch nicht nach Hause, denn die SIGMA-Objektive haben doch Eindruck gemacht. Sollte ich mir tatsächlich ein 24-70mm zulegen ist SIGMA eindeutig in der engeren Auswahl.

    Besonders amüsant war es, die Pixelpeeper in freier Wildbahn zu sehen. Durchgehend Männer, die sich dort ein erstklassiges Objektiv auf ihre Boliden schraubten, dann der Garderobenfrau mit Gegenlicht in die Fresse knipsten (ist leider nicht anders zu nennen) und dann mit kurzen Blick auf ihr 3-Zoll-Display konsterniert feststellten: “Also so richtig überzeugt mich das ja nicht.” …

    Möge dieser Kelch an mir vorüber gehen…

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    Weißt du was ich meine?!

    Bei der Arbeit mit Models ist Kommunikation viel wichtiger als deine Kamera oder dein Objektiv.
    Bei Amateuren darf man diesen Satz gerne doppelt unterstreichen. Während des Shootings bedeutet dies, dass ihr präzise Anweisungen gebt, die wie eine Bitte klingen, aber wie ein Kommando funktionieren sollen.
    Im Vorgespräch, zu dem ich immer rate, solltet ihr euch vergewissern, dass ihr und das Model die gleiche Sprache sprecht. Wenn das Model euch fragt, ob man die Aktfotos nicht in Unterwäsche machen könne, ist es an der Zeit grundlegende Begriffe zu definieren.

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    Tank Man

    Diese Seite ging am 03.06.2019 online. Zufälligerweise ist dies der 30. Jahrestag des Massakers am Platz des himmlischen Friedens (Tian’anmen-Platz).

    Am 3. und 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär gewaltsam die Proteste der Bevölkerung nieder. Presseberichte, die sich auf Quellen im chinesischen Roten Kreuz beriefen, nannten 2600 Tote und rund 7000 Verletzte bis zum Ende der Woche.
    Auch wenn heute klar ist, dass das Massaker nicht auf dem Tian’anmen-Platz, sondern in den angrenzenden Stadtteilen und Straßenzügen, ist dieser Ort symbolisch für Unrecht und Unterdrückung wie kaum ein anderer.

    Allerdings gab es damals auch einen Vorfall der für Generationen eine Beispiel für Hoffnung, Widerstand und die Macht des Bildes wurde.
    Am 5. Juni 1989, auf der Chang’an Avenue, die zwischen dem Tian’anmen-Platz und der Verbotenen Stadt entlang führt, stellte sich ein unbekannter Mann einer Reihe auffahrender Panzer in den Weg. In jeder Hand eine Einkaufstüte, trat er vor die heranrollenden Typ 59-Panzer. Der erste Panzer versuchte daraufhin, an ihm vorbeizufahren. Der Mann stellte sich ihm abermals in den Weg. Damit nicht genug, er stieg auf den vordersten Panzer und begann, mit dem Fahrer zu diskutieren. Nachdem der Mann vom Panzer herunterstieg, startete der Fahrer seinen Motor und wollte den Panzer wieder in Bewegung setzen. Der Mann blockierte die Weiterfahrt sofort erneut. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass der Mann innerhalb weniger Minuten von vier Personen weggezogen wurde und in der Menge verschwand. Es ist umstritten, ob es sich bei den vier Personen um Passanten oder Sicherheitsbeamte handelte.

    800m entfernt, im sechsten Stock des Beijing Hotels, konnten Stuart Franklin von Magnum Photos, Jeff Widener von Associated Press, Charlie Cole von Newsweek und Arthur Tsang, der für Reuters arbeitete, die Szenerie auf Fotos festhalten und für die Welt dokumentieren.

    Die Bildrechte lassen leider nicht zu, dass ich die Fotos hier zeige. Charlie Coles Foto gewann einen World Press Photo Award und ein Druck hängt seit Jahren an meiner Wand.

    Ich widme den ersten Blogbeitrag auf pixtub.de dem Tank Man und seinen Fotografen.