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    Silvesterrant 2022

    Ich habe gerade eine beschissene Woche Coronaisolation hinter mir, also bin ich in genau der richtigen Stimmung, um zum Jahresende einige Gedanken und Bilder zu teilen.

    Rant #1: Ich verstehe nicht, warum Leute denken, dass es in Ordnung ist, ein Model mit Kommentaren über ihr Gewicht anzugreifen. “Gib dem Mädchen was zu Essen” oder “Sie ist wohl etwas klein für ihr Gewicht”. Das würde man ihnen nie ins Gesicht sagen, als Kommentar zu meinen Fotos höre ich es sehr oft.
    Auf einigen meiner Bilder ist das, was man sieht, keine echte Darstellung des Aussehens des Modells. Ich manipuliere oft die Pose des Modells und die Beleuchtung, um die Rückenrippen zu betonen oder die Kurven noch kurviger zu machen.
    Models transportieren in erster Linie Emotionen. Warum ein Bild besser oder schlechter sein soll weil Trauer von einem athletischen oder Lust von einem fülligen Model gezeigt wird habe ich nie verstanden.
    Erklären konnte es mir allerdings auch noch niemand. Stattdesen höre ich:

    “Ich mag das Bild, aber das Model…”

    Ich würde mich freuen wenn meine Fotos kritisiert würden. Lob unde Tadel wenn ich etwas gut oder schlecht mache, wenn sich jemand über meine Bilder freut oder ärgert. Ein anständiger Hasskommentar über die Nichtigkeit meiner Fotografie oder meine himmelschreiende Talentlosigkeit, all das ist mir herzlich wilkommen.

    Aber das Aussehen der Models STEHT. NICHT. ZUR. DEBATTE.

    Rant #2 Ich verwende Nacktheit, wie ich Farben verwende. Um zum Nachdenken anzuregen und um der Geschichte Dramatik oder ein surreales Gefühl zu verleihen. Beim Boudoir gerne um das Model wieder mit ihrem Körper zu connecten.

    Ich möchte keinem Modedesigner und keiner Marke eine Deutungshohheit in meinen Bildern einräumen. Wenn das Kleidungsstück das Foto nicht besser macht sollte man es vielleicht weglassen.

    Jeder betritt diese Welt auf die gleiche Weise, Nacktheit ist unser Normalzustand. Viele meiner Arbeiten funktionieren wie ein Spiegel: Was man auf dem Bild sieht, reflektiert die eigenen Gedanken und Überzeugungen. Wenn nackte Körper beim Betrachter Lust, Unbehagen oder Scham hervorrufen ist das also nur zum Teil mein Werk. So funktioniert das Wechselspiel zwischen Euch, dem Model und mir.

    Die Verantwortung für die Interpretation liegt also in erster Linie bei Euch.


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    “Ich bin getriggert”

    “Ich bin getriggert” – wie oft hören wir diesen Satz, ob er nun wahr ist oder nicht? Aber ehrlich gesagt gibt es ein paar Dinge, die die meisten Frauen beim Boudoir-Shooting triggert.

    Zum einen ist es das Nacktsein vor einem Fremden. Wie zur Hölle soll man den Mut aufbringen, sich vor jemandem, den man noch nie zuvor gesehen hat, bis auf die Unterwäsche auszuziehen?

    Was ist damit, dass meine Nacktbilder für die ganze Welt zu sehen sind?

    Und was werden die Leute sagen, wenn ich ein Boudoir-Shooting machen?

    Ihr solltet sich nicht so fühlen. Euer Körper sollte positive Gefühle von Schönheit und Liebe in Euch auslösen. Er ist ein Wunderwerk, das gesehen und bewundert werden sollte. Lasst Euch nicht von absurden Anforderungen, Selbsthass und Angst leiten oder lähmen.

    Wir sind hier, um die Norm zu ändern. Vorbei sind die Zeiten, in denen Dinge wie die oben genannten Menschen auf der ganzen Welt “auslösen”.
    Alles, was es braucht, ist EIN mutiger Schritt, um Eure Erfahrungen mit anderen zu teilen. Man kann nie wissen, ob Eure Geschichte der Grund dafür ist, dass ein anderer wunderbarer Mensch den Sprung in den Glauben an sich selbst wagt!

  • Allgemein

    Zeitgemäß

    Selbst meine Partnerin stellt mir immer wieder diese Frage:

    Warum eigentlich nackt?

    Wie passen Aktfotografie und Empowering zusammen? Wie geht eine selbstbewusste Generation mit einem Frauenbild um, dass sich nackt ablichten lässt?

    Ist das ein Bild, welches heute durch #metoo überholt sein sollte?

    Ich finde, weibliche Models und Fotografinnen rocken die Fotografie. Versteht mich bitte nicht falsch, auch Männer sind ganz hervorragende Models, aber wenn es darum geht Emotionen zu zeigen und Gefühle oder Schwächen preiszugeben und sei es nur für die Kamera, sind Männer vielfach verhaltener.

    Mir geht es bei der Fotografie um Empowerment für Frauen. Auch wenn ich provokante Bilder mache versuche ich Frauen nicht herabzusetzen.

    Nacktheit ist feminin. Elegant. Und für die Religiösen…göttlich. Einfach wunderschön. 
    Wie könnte es herabsetzend oder erniedrigend sein, sich nackt zu zeigen?
    Setzt es einen Mann herab, wenn er Aktfotos macht? Die Frage allein klingt schon so absurd, dass sie niemand ernsthaft stellt. Frauen wird es vor allem unterstellt.
    Ich möchte Nacktheit darstellen, weil sie in meinen Augen der ehrlichste Blick auf einen Menschen ist. Ich liebe es, das Leben eines Menschen an seiner Haut ablesen zu können. Kinder, Liebe, Leid, Genuß… all das hinterlässt Spuren.
    Ich mag Menschen und ich bin neugierig auf das Leben das sie leben. Es interessiert mich viel mehr als eine Bluse von H&M…
    In meinen Augen ist Aktfotografie zeitgemäßer denn je. Als Gegenpol zu Sexualisierung mit Gewinnabsichten. Als unumstößlicher Beweis, dass Schönheit nichts mit dem Aussehen zu tun hat.

  • ARTtub

    ARTtub #2

    Diese Bilder waren ein Versuch uns von den Bildern von Helmut Newton inspirieren zu lassen.
    Newton hat ein großes Talent dafür, nicht nur den Blick sondern auch die Sichtweise der Betrachter zu manipulieren. Man sieht Newtons Bilder so wie er es möchte. Ich schaue zuerst dorthin wo er es geplant hat. Und auch die Wahrnehmung seiner Modelle bestimmt Newton. Wenn Newton es will nehme ich eine Frau als Heldin, als Opfer oder als dekoratives Objekt war.
    Diese Fähigkeit kann ich nur respektvoll anerkennen. Ob mir sein Blick auf Frauen generell gefällt kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Vor allem weil ich nicht weiß ob uns die Bilder seine eigene Ansicht zeigen oder uns den Spiegel vorhalten.